Inhaltsangabe

    Einleitung: Die Sprache des Mahāvastu und ihre Beurteilung durch die Wissenschaft.

    Hauptteil: Die Konjugation des finiten Verbums in den Gāthās des Mahāvastu.§ 1-103.

    I. Allgemeines: § 1.

    II. Konjugation primitiver Wurzeln.§ 2-84.

    1. Das Parasmaipada und Ātmanepada.§ 2-77.

    A.Spezial-Tempora.§ 2-58.

    a.Thematische Konjugation.§ 2-30.

    Erste Klasse.§ 2-18.

    Präsens Indikativ.§ 2-6.

    Optativ.§ 7-11.

    Imperativ.§ 12-14.

    Subjunktiv.§ 15-16.

    Imperfekt.§ 17-18.

    Vierte Klasse.§ 19-25.

    Präsens Indikativ.§ 19-21.

    Optativ.§ 22.

    Imperativ.§ 23.

    Subjunktiv.§ 24.

    Imperfekt.§ 25.

    Sechste Klasse.§ 26-30.

    Präsens Indikativ.§ 26-27.

    Optativ.§ 28.

    Imperativ.§ 29.

    Imperfekt.§ 30.

    b.Athematische Konjugation.§ 31-58.

    Zweite Klasse.§ 31-35.

    Präsens Indikativ.§ 31-32.

    Optativ.§ 33.

    Imperativ.§ 34.

    Imperfekt.§ 35.

    Dritte Klasse.§ 36-40.

    Präsens Indikativ.§ 36-38.

    Optativ.§ 39.

    Imperativ.§ 40.

    Fünfte Klasse.§ 41-45.

    Präsens Indikativ.§ 41-43.

    Optativ.§ 44.

    Imperativ.§ 45.

    Siebente Klasse.§ 46-47.

    Präsens Indikativ.§ 46.

    Imperativ.§ 47.

    Achte Klasse.§ 48-53.

    Präsens Indikativ.§ 48-50.

    Optativ.§ 51.

    Imperativ.§ 52.

    Imperfekt.§ 53.

    Neunte Klasse.§ 54-58.

    Präsens Indikativ.§ 54-56.

    Optativ.§ 57.

    Imperativ.§ 58.

    B. Allgemeine Tempora.§ 59-77.

    a. Perfekt.§ 59.

    b. Aorist.§ 60-72.

    Wurzel-Aorist.§ 61-62.

    Thematischer Aorist.§ 63-65.

    Reduplizierter Aorist.§ 66.

    i-Aorist.§ 67-69.

    Sibilant-Aorist.§ 70-72.

    c. Futurum.§ 73-77.

    1. Passivum.§ 78-84.

    Präsens Indikativ.§ 79-80.

    Optativ.§ 81.

    Imperativ.§ 82.

    Aorist.§ 83.

    Futurum.§ 84.

    III. Konjugation abgeleiteter Verbalstämme.§ 85-103.

    1. Die Wurzeln der zehnten Klasse.§ 85-91.

    2. Das Kausativum.§ 92-100.

    3. Desiderativum.§ 101.

    4. Intensivum.§ 102.

    5. Denominativum.§ 103.

    Anhang: über die Endung-matha.

    Ergebnisse.

    Anmerkungen.

    Abkürzungen.

    Wurzelverzeichnis.

    Einleitung: Die Sprache des Mahāvastu und ihre Beurteilung durch die Wissenschaft

    Das Mahāvastu 〔1〕 , ein zum Vinayapiṭaka der Mahāsāṅghikas gehöriges buddhistisches Werk, ist in einer eigentümlichen Sprache abgefasst, die man früher als“Gāthā-Dialekt”zu bezeichnen pflegte.Dieser Name ist wenig zutreffend, da diese Sprache nicht nur in buddhistischen Strophen, sondern auch in Inschriften verbreitet ist und in der Prosa einiger buddhistischer Werke ebenfalls vorkommt 〔2〕 .Die Gelehrten bezeichnen sie jetzt gewöhnlich mit Senart als“Gemischtes Sanskrit” 〔3〕 .

    Wie diese Sprache entstand, ist umstritten.Nach der Theorie der Sarvāstivādins bei Vinītadeva bedienten sich die Mahāsāṅghikas des Prākrit 〔4〕 , womit aber nach der Meinung von Kern 〔5〕 wenig gesagt ist, da es eine Menge von Prākrit-Sprachen gibt 〔6〕 .

    Die moderne wissenschaftliche Erörterung dreht sich hauptsächlich darum, ob es sich bei der Sprache (1) um einen selbständigen Dialekt,

    (2) um unvollkommenes Sanskrit,

    (3) um eine Zwischenstufe vom Sanskrit zum Pāli oder,

    (4) um einen durch Sanskrit-Einflüsse umgemodelten Dialekt handelt.

    (1) Hoernle vertritt die Ansicht, die Sprache sei in den Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt als eine literarische oder vornehme Spielart des alten einheimischen Prākrit im nordwestlichen Indien gebräuchlich gewesen und zwar in der Gegend östlich oder westlich vom Indus, bis sie schliesslich vom Pāṇini-Sanskrit beseitigt wurde. 〔7〕 Haraprasad Śāstrī lehnt entsprechend die Bezeichnung“vernacularized Sanskrit”oder“Sanskritized vernacular”ab 〔8〕 .Er betrachtet diese Sprache als einen Dialekt, der im 2.Jahrhundert v.Chr.im nördlichen Indien tatsächlich gesprochen wurde.Auch Muir sieht darin einen selbständigen Dialekt, wenn nicht einen gesprochenen, so mindestens einen geschriebenen 〔9〕 .

    (2) Burnouf erwägt zwei Möglichkeiten.Weniger wahrscheinlich ist ihm, dass man es mit einem aus dem Sanskrit entwickelten Volksdialekt zu tun hat.Die Sprache wäre eher das Erzeugnis von Dichtern, die sich beim Gebrauch des ihnen fremden Sanskrits diejenige Freiheit gestatteten, die ihnen in ihrer Muttersprache bekannt waren. 〔10〕 E.Müller schliesst sich dieser Meinung an 〔11〕 .G.Bühler schreibt:“In my opinion it has been produced by the efforts of half-educated people to write the sacred language of the Brahmans.” 〔12〕 Bhāṇḍārker äussert dieselbe Ansicht 〔13〕 und J. Wackernagel führt das klar aus 〔14〕 .Der Brāhmanensprache ursprünglich abgeneigte Volkskreise, meint er, suchten sich des Sanskrits zu bemächtigen.Bei diesem Versuch erwuchsen ihnen Schwierigkeiten.Sie schrieben zuerst ein Idiom, das überwiegend Prākrit war, das aber durch Einführung von Sanskrit-Endungen, durch bald regelmässigere, bald vereinzelte Umsetzung mittelindischer Formen in altindische der höheren Sprache angenähert wurde.A.A.Macdonell schreibt:“But in course of time both the Buddhists and the Jains endeavoured to acquire a knowledge of Sanskrit.This led to the formation of an idiom which, being in the main Prākrit, was made to resemble the old language by receiving Sanskrit endings and undergoing other adaptations.” 〔15〕 W.Wüst fasst die Meinungen zusammen und legt den Gāthā-Dialekt fest als“ein dem Skrt. angeglichenes Prākrit, das von Leuten gebraucht wurde, die sich des vornehmeren Skrt.bedienen wollten, ohne es genau genug zu kennen” 〔16〕 .A.B. Keith ist derselben Meinung, obwohl er die andere Ansicht auch für möglich hält,“which regards‘mixed Sanskrit’as representing a genuine development in some form of proto-Sanskrit” 〔17〕 .

    (3) Rājendralāla Mitra, der erste Herausgeber des Lalita-Vis-tara (Bibliotheca Indica 1877), kommt zu dem Ergebnis, dass wir in diesem Dialekt eine Zwischenstufe vom Skr.zum Pāli zu erkennen haben 〔18〕 .

    (4) Senart definiert sie als ein Volksidiom mit sanskritisierender Orthographie 〔19〕 , und nach Kern sind die Gāthās ursprünglich in reinem Prākrit geschrieben und erst nachher sanskritisiert worden 〔20〕 .S.Lefmann äussert dieselbe Meinung:“Historisch oder genetisch betrachtet, haben wir als ursprüngliche Form dieser Gesänge nur die Volkssprache (Māgadhī) anzusetzen, welche in der Schriftbarmachung und in Weiterbildungen mehr und mehr, soweit wie möglich und endlich durchaus, die Form der Hoch-und Schriftsprache angenommen.Was volkstümlich gebildet, das hat in der Nachbildung und Überlieferung in einer fortschreitenden“Sanskritisierung”sein ursprüngliches einheitliches Wesen und Gepräge eingebüsst” 〔21〕 .H.Jacobi vertritt die Ansicht.“dass die Autoren Sanskṛit zu schreiben vermeinten, wenn sie die Worte der ihnen geläufigen Sprache (Prākṛit) nach gewissen allgemeinen Regeln in das Sanskṛit zurückübersetzen.” 〔22〕

    Eine systematische Untersuchung der Sprache des Mahāvastu fehlt leider trotz so mannigfacher Beurteilungen und Betrachtungen derselben.Um einen Anfang zu machen, gebe ich in der folgenden Arbeit daher zunächst eine Darstellung des finiten Verbums in den Gāthās 〔23〕 des Mahāvastu und hoffe, später den übrigen grammatischen Besonderheiten des Werks eine ähnliche Untersuchung widmen zu können, damit wir auf Grund dieser sprachlichen Feststellungen die Entstehung und die Eigentümlichkeiten des gemischten Sanskrits klarer verstehen.

    Hauptteil: Die Konjugation des finithe Verbums in den Gāthās des Mahāvastu

    I. Allgemeines

    § 1.Die meisten Verbalbildungen sind mit den Sanskritbildungen identisch.Von den übrigen hat ein grösserer Teil Parallelformen im Pāli, und der Rest steht dem Pāli so nahe, dass eine enge Verwandtschaft mit dieser Sprache unverkennbar ist. 〔24〕 Viele vedische Formen sind wie im Pāli erhalten.In manchen Dingen stimmt der M-Dialekt 〔25〕 mit der Sprache der Aśoka-Inschriften überein (vgl.unten§ 7 Optativ und§ 73 Futurum).E.Müller macht darauf aufmerksam, dass die Assimilation von Konsonantengruppen dem Gāthā-Dialekt völlig fremd ist 〔26〕 .Tatsächlich zeigt der M-Dialekt eine Abneigung dagegen.Nur hier und da finden sich Ausnahmen 〔27〕 .-Von den Numeri fehlt wie im Pāli der Dual 〔28〕 .Die 3.Sg. steht oft für die 1.Sg.und die 3.Pl. 〔29〕 .-Das Ātmanepada ist dem Sanskrit gegenüber selten 〔30〕 .Selbst passive Bildungen haben oft Parasmaipada-Endungen.-Das Perfekt kommt kaum noch vor.Ähnlich ist dieses Tempus im Pāli bis auf wenige Reste und im Jaina-Dialekt (Weber, S.430) ganz verschwunden.Für das Imperfekt haben wir ebenfalls nur wenige Beispiele.-Die Modi sind die gleichen wie im Sanskrit.Vereinzelte Formen des vedischen Subjunktivs sind wie im Pāli vorhanden.-Eine wichtige Erscheinung ist das Vordringen des Präsensstammes.Aoriste und Future werden oft aus dem Präsensstamm abgeleitet.

    II. Konjugation primitiver Wurzeln

    1. Das Parasmaipada und Ātmanepada

    A. Spezial-Tempora

    a. Thematische Konjugation