VI
Die Geschichte liegt in zahlreichen Versionen in verschiedenen Sprachen vor, von denen einige sehr ausführlich gehalten sind 〔34〕 .Ich gebe nur eine Übersetzung aus dem chinesischen Dīrghāgama : 〔35〕
“Vāsiṣṭha, jetzt werde ich dir den Ursprung der vier Kasten erzählen. Als der Himmel und die Erde zugrunde gingen und ein (neuer) Himmel und eine (neue) Erde entstand, zur Zeit, wo ein Kalpa verging, starben alle Lebewesen und wurden sämtlich im Abhāsvara-Himmel wiedergeboren.Sie entstanden von selbst und ihre Nahrung war Gedanke.Sie strahlten im eigenen Glanz, flogen mit übernatürlicher Kraft (ṛddhipāda ) durch den Luftraum. Danach wurde der Boden vollständig zu Wasser, das überall hinfloss.Zu dieser Zeit gab es keine Sonne, keinen Mond, keine Sterne und keine Tierkreisbilder.Es gab auch keinen Tag und keine Nacht, kein Jahr, keinen Monat und keine Jahreszahl.Es gab nur grosse Finsternis.Danach wurde dieses Wasser zur grossen Erde.Die Götter des Ābhāsvara-Himmels starben wegen der Erschöpfung des Verdienstes und wurden hier wieder geboren.Obwohl sie hier wieder geboren waren, hatten sie immer noch Gedanken als Nahrung.Sie flogen mit ihrem ṛddhipāda durch den Luftraum und strahlten im eigenen Glanz.Sie wohnten lange hier und sprachen zueinander:“Lebewesen!Lebewesen!”Danach strömte hier eine süsse Quelle heraus, die wie Butter und Honig aussah.Einer von den neuangekommenen Göttern, der von leichtsinniger Natur war, sah diese Quelle und dachte im geheimen:“Was mag dies sein?Ich werde einmal kosten.”Und er steckte seinen Finger in die Quelle und kostete.Er wiederholte es zwei-und dreimal und es schmeckte ihm immer besser.Er nahm dann mit seinen Händen und ass so viel, wie er wollte.So freute er sich darüber und gewöhnte sich daran.Er wurde dann nie satt.Die übrigen Lebewesen ahmten ihm nach und assen davon.Sie wiederholten es zwei-und dreimal und auch ihnen schmeckte es besser und besser.Sie assen ununterbrochen.Ihre Körper wurden grob.Ihre Muskeln wurden stark und verloren die himmlische wunderbare Farbe.Sie hatten nicht mehr ṛddhipāda und sahen sich gezwungen, auf den Boden zu treten und zu gehen.Ihr körperlicher Glanz verschwand.Der Himmel und die Erde wurden sehr dunkel.Vāsiṣṭha!Du sollst wissen, dass es eine beständige Regel des Himmels und der Erde ist; nämlich, nach einer grossen Finsternis erscheinen sicher Sonne, Mond, Sterne und Tierkreisbilder im Luftraum.Erst dann gibt es Tag, Nacht, Finsternis, Licht, Tag, Monat und Jahreszahl.Zu dieser Zeit assen die Lebewesen nur Rahm-Erde 〔36〕 und blieben lange auf der Erde.Diejenigen, welche mehr gegessen hatten, hatten grobe und hässliche Farbe. Diejenigen, welche weniger gegessen hatten, behielten noch ihre freudige und schöne Farbe.Hübsches und hässliches Aussehen und die Schönheit entstanden auf diese Weise.Die Hübschen brachten hochmütige Gesinnung hervor und verachteten die Hässlichen.Die Hässlichen brachten neidische Gesinnung hervor und hassten die Hübschen.Infolgedessen ärgerten sich die Lebewesen gegenseitig und stritten miteinander.Zu dieser Zeit vertrocknete die süsse Quelle von selbst.Danach wuchs auf dem Boden natürliches Erdfett 〔37〕 .Es war mit (schöner) Farbe und Geschmack versehen, duftend, rein und essbar.Zu dieser Zeit nahmen es die Lebewesen wiederum und assen.Sie blieben lange auf der Erde.Diejenigen, welche mehr gegessen hatten, hatten grobe und hässliche Farbe. Diejenigen, die weniger gegessen hatten, behielten noch ihre freudige und schöne Farbe.Die Hübschen brachten stolze Gesinnung hervor und verachteten die Hässlichen.Die hässlichen brachten neidische Gesinnung hervor und hassten die Hübschen.Infolgedessen ärgerten sich die Lebewesen gegenseitig und stritten miteinander.Zu dieser Zeit wuchs das Erdfett nicht mehr.Danach wuchs auf dem Boden grobes Erdfett.Es war auch duftend, schön und essbar; jedoch nicht so gut wie das vorige.Zu dieser Zeit nahmen es die Lebewesen wiederum und assen.Sie blieben lange auf der Erde.Diejenigen, die mehr gegessen hatten, hatten grobe und hässliche Farbe.Diejenigen, die weniger gegessen hatten, behielten noch ihre freudige und schöne Farbe.Die Hübschen und die Hässlichen machten sich gegenseitig Vorwürfe.Darauf entstanden Streitigkeiten.Das Erdfett wuchs dann nicht mehr.Danach wuchs auf dem Boden natürlicher Reis, ohne Spreu und Hülsen.Er war mit (schöner) Farbe und Geschmack versehen, duftend, rein und essbar 〔38〕 .Zu dieser Zeit nahmen ihn die Lebewesen und assen.Sie blieben lange auf der Erde.Dann gab es Männer und Frauen, die sich gegenseitig anblickten.In ihnen entstand allmählich Leidenschaft, und sie näherten sich einander.Nachdem das die übrigen Lebewesen gesehen hatten, sprachen sie:“Was ihr getan habt, ist falsch. Was ihr getan habt, ist falsch.”Sie vertrieben und jagten sie aus der Menschenmenge fort.Nach drei Monaten kehrten sie zurück.Der Buddha sprach zu Vāsiṣṭha:“Was man früher für unrecht gehalten hat, erkennt man jetzt als berechtigt an.Zu dieser Zeit gewöhnten sich die Lebewesen an die Ungesetzlichkeit.Sie gaben ihrer Leidenschaft freie Bahn ohne Rücksicht auf die Zeit.Aus Scham richteten sie sich Häuser ein.Von da an besass die Welt Häuser.Sie gewöhnten sich an die Ungesetzlichkeit und ihre Wollust nahm immer zu.Darauf hatten sie Leibesfrucht, die aus Unreinheit entstand.Die Leibesfrüchte der Welt begannen von jetzt an zu existieren.Zu dieser Zeit assen die Lebewesen den natürlichen Reis.Sie holten ihn, und er wuchs sofort unerschöpflich nach.Zu dieser Zeit gab es unter den Lebewesen einen Faulen, der im Geheimen dachte:“Für das Frühstück muss ich morgens holen, für das Abendessen muss ich abends holen.Das ist mir zu mühsam.Jetzt will ich auf einmal für den ganzen Tag holen.”Er holte dann (für den ganzen Tag). Später rief sein Kamerad ihn zum Reisholen.Der Mann antwortete:“Ich habe schon für den ganzen Tag geholt.Wenn du holen willst, geh ruhig nach Belieben hin.”Da dachte jener Mann:“Dieser Mann ist klug.Er versteht, aufzuspeichern.Ich will jetzt auch Getreide für drei Tage aufspeichern.”Dann speicherte jener Mann Getreide für drei Tage auf.Ein anderes Lebewesen kam wiederum und sagte:“Gehen wir zum Reisholen”.Er antwortete:“Ich habe schon für drei Tage Getreide aufgespeichert.Wenn du holen willst, geh hin und hole für dich selbst.”Jener Mann dachte wiederum:“Dieser Mann ist klug. Er versteht, Getreide für drei Tage vorher aufzuspeichern.Ich will ihm nachahmen und für fünf Tage Getreide aufspeichern.”Dann holte er (für fünf Tage).Zu dieser Zeit wetteiferten die Lebewesen, (Getreide) aufzuspeichern.Der Reis verwilderte, es schlossen sich Spreu und Hülsen (an das Reiskorn) an und (der abgeschnittene Reishalm) wuchs nicht wieder.